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Was Schweizer in Indonesien wissen sollten – 5 kulturelle Aha-Momente

Aktualisiert: 8. Dez.

Wer zum ersten Mal nach Indonesien reist oder dort lebt, merkt schnell: Es sind nicht nur die Temperaturen, die anders sind. Zwischen Schweizer Direktheit und indonesischer Gelassenheit liegen Welten – im besten Sinn. Viele Schweizer erleben Indonesien als freundlich, harmonisch und entspannt – bis sie plötzlich nicht mehr sicher sind, ob „ja“ wirklich „ja“ bedeutet.

Diese kulturellen Unterschiede sind keine Stolperfallen, sondern Einladungen, eine neue Perspektive einzunehmen. Hier sind fünf Aha-Momente, die helfen, Indonesien mit dem Herzen zu verstehen.


1. „Besok“ – Morgen, oder irgendwann später

Das kleine Wort „besok“ sorgt bei vielen Ausländerinnen und Ausländern in Indonesien für Schmunzeln – und manchmal auch für Verwirrung. Wörtlich bedeutet es morgen, aber im Alltag kann es genauso gut irgendwann später heissen.

Wenn also jemand sagt:


"Kita ketemu besok!" (Wir treffen uns morgen!)


… dann kann das tatsächlich morgen sein – oder auch irgendwann in der Zukunft. Entscheidend ist nicht der exakte Zeitpunkt, sondern die positive Absicht: Man will sich treffen, man meint es gut. Wann genau das passiert, ergibt sich – irgendwann, wenn es passt.

Für Schweizer, die an klare Abmachungen und Pünktlichkeit gewöhnt sind, ist das ungewohnt. Doch hinter dieser sprachlichen Flexibilität steckt keine Unverbindlichkeit, sondern eine andere Haltung zur Zeit. In Indonesien zählt das Miteinander mehr als der Kalender.

Wer das versteht, lernt Gelassenheit – und entdeckt, dass Dinge oft trotzdem (oder gerade deswegen) ihren Weg finden.


2. Harmonie vor Konfrontation

Indonesier vermeiden offene Konflikte. Ein direktes „Nein“ wird selten ausgesprochen, weil es als unhöflich gilt. Stattdessen hört man oft:


"Mungkin bisa" (vielleichts geht's) oder "Nanti ya" (später, ja).


Für Schweizer, die klare Antworten gewohnt sind, kann das verwirrend wirken. Doch hinter dieser indirekten Kommunikation steckt ein wichtiger kultureller Wert: Gesicht wahren – für sich selbst und andere. Lerne, zwischen den Zeilen zu hören. Ein freundliches Lächeln bedeutet oft: „Ich verstehe dich – aber es passt gerade nicht.“


3. Religion & Spiritualität sind Teil des Alltags

In Indonesien ist Religion nicht nur eine private Überzeugung – sie ist Teil des täglichen Lebens, sichtbar, hörbar und spürbar. Fünfmal am Tag ruft der Muezzin zum Gebet, auf Bali steigen Rauchschwaden aus kleinen Opfergaben auf, in christlichen Dörfern erklingen am Sonntag die Kirchenglocken. Selbst auf einer hektischen Strasse in Jakarta hält ein Verkäufer kurz inne, um zu beten – mitten im Lärm, mitten im Leben.


Für viele Schweizerinnen und Schweizer ist das zunächst ungewohnt. Religion gilt bei uns oft als Privatsache – man lebt sie still, wenn überhaupt. In Indonesien dagegen ist Spiritualität öffentlich und selbstverständlich. Sie strukturiert den Tag, gibt Halt und schafft Verbindung.


Wenn Balinesen morgens kleine Körbchen mit Blumen und Reis vor ihre Tür legen, ist das kein Aberglaube, sondern ein stilles „Danke“ an das Leben. Und wenn ein muslimischer Freund vor dem Essen kurz innehält, ist das ein Moment der Achtsamkeit – kein Zwang, sondern Ausdruck von Frieden.


Diese Selbstverständlichkeit, mit der Glauben, Alltag und Gemeinschaft ineinanderfliessen, berührt viele westliche Besucher tief. Man beginnt zu verstehen: In Indonesien trennt man das Spirituelle nicht vom Praktischen. Arbeit, Familie, Essen, Verkehr – alles ist Teil eines grösseren Ganzen.


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Pura Ulun Danu Bratan bei Bedugul. Ein wichtiger Tempel für die Balinesen. An Feiertagen

ist der Tempel ausgiebig geschmückt und gut von den Einheimischen besucht.


4. Kommunikation ist nonverbal

In Indonesien wird vieles gesagt, ohne dass ein einziges Wort fällt. Tonfall, Gestik, Mimik, Lächeln oder auch Schweigen sind oft wichtiger als das Gesagte selbst. Worte sind hier nur ein Teil der Botschaft – der Rest spielt sich zwischen den Zeilen ab.

Ein sanftes Lächeln kann Zustimmung, Verlegenheit oder schlicht Höflichkeit ausdrücken. Ein zurückhaltendes Nicken bedeutet vielleicht „Ich habe dich gehört“, aber nicht unbedingt „Ich stimme dir zu“. Und wer in einer Runde spricht und nur ein leises „Hmm…“ als Antwort bekommt, sollte das nicht als Desinteresse verstehen – manchmal ist es schlicht eine Art, respektvoll Raum zu lassen.


Man muss nicht alles wörtlich nehmen, um verstanden zu werden. Wer mit Geduld, Beobachtung und Empathie zuhört – auch ohne Worte –, entdeckt schnell, wie reich und feinfühlig indonesische Kommunikation ist. Es geht weniger darum, was gesagt wird, als darum, wie man sich dabei fühlt.

Und genau in dieser stillen, respektvollen Art liegt die wahre Kunst des Verstehens – eine, die man nicht nur hört, sondern spürt.


5. Gemeinschaft statt Individualismus

In Indonesien zählt „Kita“ – wir – während in der Schweiz oft das Ich im Vordergrund steht. Familie, Nachbarn und Freunde sind eng miteinander verbunden, und füreinander da zu sein gilt als selbstverständlich. Hilfe anzunehmen ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Vertrauen.


Entscheidungen werden häufig gemeinsam getroffen, und das Miteinander steht über dem Einzelnen. Für viele Schweizerinnen und Schweizer, die Unabhängigkeit schätzen, ist das zunächst ungewohnt – doch es kann unglaublich bereichernd sein.


Wer Teil dieser Gemeinschaft wird, merkt schnell: Echte Stärke entsteht nicht aus Abgrenzung, sondern aus Zusammenhalt. Und man ist – selbst fern der Heimat – nie wirklich allein.


Fazit: Verständnis öffnet Türen

Zwischen Schweizer Präzision und indonesischer Herzlichkeit liegen keine Gegensätze, sondern Chancen. Wer mit Offenheit, Humor und Neugier in diese Kultur eintaucht, wird reich beschenkt – mit Begegnungen, Geschichten und einer neuen Sicht aufs Leben.

Denn das Schönste an zwei Welten ist, dass man das Beste aus beiden verbinden kann.


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Nahaufnahme von einem Teller Nasi Goreng mit frischem Gemüse und einem Spiegelei
Indonesische Kinder in Lombok auf dem Weg von der Schule nach Hause.

 
 
 

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